Polen 2015: Ostseeküste – Danzig

Polen stand schon lange auf unserer Wunschliste. Und dann erzählte unser Freund begeistert von seinem letzen Verwandtenbesuch in Polen und der Rundreise, die er dort gemeinsam mit seinem  polnischen Vetter unternommen hatte. Wolfgang hat selber polnische Wurzeln und … ein „persönlicher“ Dolmetscher kann ja nicht schaden ;-). Also meldeten wir uns schon mal als „Trittbrettfahrer“ für seine nächste Polentour an und nun ist es endlich soweit.

Polen 2015

StepMap Polen 2015

Do 04.06.15
Fronleichnam starten wir um 10:30 Uhr. Es geht vorbei an Hannover und Hamburg zum Zielort Hansestadt Wismar. Mit dabei unser Lieblings-Reisebegleiter „Mit dem Wohnmobil nach …“.  Als Übernachtungsplatz wählen wir einen Parkplatz in Nähe der Innenstadt.  Bei gutem Wetter bummeln wir durch die Altstadt mit ihren imposanten Backsteinbauwerken, besichtigen die 4 Hauptkirchen – Hospitalkirche zum Heiligen Geist, Marienkirche, Kirche St. Georgen und St. Nikolaikirche – und keine Frage, es geht natürlich auch zum Hafen.  Vor unserm Rückzug ins „traute Heim“ speisen wir noch in einem der netten Restaurants direkt am Marktplatz.

Fr 05.06.15
Außer unserm Freund und uns gehören noch Anne und Helmut und Brigitte und Stephan zur Reisegruppe. Sammelpunkt ist ein Womo-Stellplatz in dem kleinen Seebad Ueckermünde. Passend zu Kaffee und Kuchen treffen wir dort ein. Und … wie für uns bestellt, findet spätnachmittags bei Kaiserwetter eine Bootsparade im Hafen mit anschließendem Tanz im Stadtpark statt. Ganz klar, dass wir da hin müssen.

Sa 06.06.15
Nach einem ausgiebigem Frühstück im Freien wechseln wir unseren Standort und fahren zum Stellplatz Altwarp. Ein kleiner, ruhiger und beschaulicher Ort am Stettiner Haff, so richtig geeignet zum „durchatmen“ und um Abstand vom normalen Alltag zu bekommen.

So 07.06.15
Weiter geht s, nun als „Mini-Karawane“, über Anklam auf die Halbinsel Usedom zum Stellplatz  am Bahnhof von Ahlbeck (m.E. sind Preis/Leistung nicht okay). Bei schönem Wetter starten wir zu einer Fahrradtour über die Grenze ins Seebad Swienemünde. Abends darf ein Bummel über die Strandpromenade nicht fehlen. Wir bewundern die liebevoll restaurierte Bäderarchitektur und die historische Ahlbecker Seebrücke. Ein Womo hat Probleme mit den Bremsen und die Crew will lieber vor der Weiterfahrt eine Werkstatt in Deutschland aufsuchen.

Mo 08.06.15
Nur noch mit 3 Fahrzeugen geht es über die polnische Grenze, vorbei an Swienemüde zur kostenlosen Fähre über das Stettiner Haff. Vor dem Fähranleger hat sich eine lange Warteschlange gebildet. Wartezeiten scheinen hier an der Tagesordnung zu sein, denn wir bekommen Besuch von einem bettelnden, handzahmen Wildschwein, das offensichtlich auf Futter auf Rädern wartet. Das vierte Womo bekamen, nach erfolgter Reparatur, sogar eine ganze Rotte Sauen mit Ferkeln vor die Kamera. Wir folgen der Küstenstraße mit Zielort Kamien Pomorski am Caminer Bodden. Einer Empfehlung unseres Reiseführers folgend, machen wir einen Abstecher zur Steilküste (95m über NN) in der Nähe von Miedzyzdroje / Misdroy und fahren nach kurzem Spaziergang weiter nach Kamien Pomorski. Unser Übernachtungsplatz liegt direkt am Bodden neben dem Jachthafen. Wieder zu siebt starten wir zu einem kleine Abendspaziergang durch das hübsche, geschichtsträchtige Kur- und Heilbad und enden in einem kleinen Fischrestaurant am See.

Di 09.06.15
Für mich startet der Tag mit einem morgendlichen Spaziergang zur Bäckerei. Ganz alleine und ohne polnisch Kenntnisse klappt alles prima. Der gemeinsame Morgenspaziergang führt uns zur Kirche, wo für einige Busgruppen ein Orgelkonzert gegeben wird. Nächster Anlaufpunkt ist die Seebrücke in Trzesacz/Hoff. Wir genießen den schönen Blick über die Ostsee und nach einem Strandspaziergang geht es weiter nach Kolobrzeg/Kohlberg zum Campingplatz Baltic. Den Spätnachmittag  nutzen wir für eine Radtour Richtung Strand und Hafen. Leider ist der nach dem Krieg wieder aufgebaute Leuchtturm, der einst Teil der Stadtbefestigung war, schon geschlossen und wir können den schönen Blick von oben nur erahnen.

Mi 10.06.15
Unser Navi leitet uns auf schmalen Nebenstraßen an der Küste entlang in Richtung Mielno. Und so kommen wir in Gaski/Funkenwalde zu unserer Leuchtturmbesteigung. Pünktlich zur Mittagszeit treffen wir in Mielno/Großmöllen ein. Ein altes, schon zu preußischer Zeit beliebtes Seebad, mit schmalen Gassen, denkmalgeschützten Villen, einer schönen breiten Allee zum Strand und natürlich einer gepflegten Strandpromenade. Dort genießen wir bei strahlendem Sonnenschein unser Mittagessen auf der Promenade. Es geht weiter über den schmalen Landgürtel, der die Jamunder Nehrung von der Ostsee trennt. Von diesem Streckenabschnitt erwarte ich schöne Ausblicke auf Nehrung und Ostsee, aber der dichte Uferbewuchs gibt keinen Blick frei. Wir übernachten auf dem in Hafennähe liegenden Campingplatz in Darłówk/Rügenwaldermünde, der eigentlich noch geschlossen ist 🙂 Der Abendspaziergang zum Hafen wird mit einem tollen Sonnenuntergang belohnt und beschließt den Tag.

Do 11.06.15
Mit dem Fahrrad starten wir in den alten Ort Rügenwalde/Darlowo. Wir bummeln durch die schöne, historische Altstadt (erste Erwähnung im 13. Jahrhundert) und finden ein hübsches Restaurant mit Blick über die Wieprza auf das Greifenschloss Rügenwalde. Und wieder einem Tipp folgend, fahren wir zum Wanderparkplatz Smoldzino und wandern zum Aussichtsturm auf dem Rowokól/Reveken. Von hier haben wir eine phantastische Aussicht und können einen ersten Blick auf unser nächstes Ziel, die große Wanderdüne von Leba werfen. Endpunkt heute ist der Campingplatz Lesny Nr.5  in Leba.

Fr 12.06.15
Heute geht’s mit dem Fahrrad zu der Lontzkedüne. Es ist die größte Wanderdüne an der pommerschen Ostseeküste (Länge ca. 1300m, Breite ca. 500m, Höhe zwischen 30 und 40m, sie wandert ca. 12m pro Jahr Richtung Osten) und gilt als das Highlight des Slowinzischen Nationalparks. Auf unserer Wegstrecke befinden sich Reste einer V2-Abschussrampe, von der aus im 2. Weltkrieg V1 und V2-Raketen Richtung England abgefeuert wurden. Außerdem gibt es hier ein kleines Museum, das wir kurz besuchen. Nach ca. 8km mit dem Fahrrad und einem kleinen Spaziergang erreichen wir endlich die Dünenlandschaft und sind begeistert. Doch um mit einem tollen Blick übers Meer belohnt zu werden, müssen wir erst einmal den Dünenkamm erklimmen. Und danach geht’s hinunter zum Strand. Schade, dass wir hier nicht bis zum Sonnenuntergang bleiben. Nach Rückkehr zum Campingplatz, machen wir gemeinsam einen Abendspaziergang zum Hafen.

Sa 13.06.15
Wir fahren am Ende der Karawane. Am ersten Kreisel fällt ein loser Wassertankdeckel auf die Straße. Dadurch kommt alles zum Stocken. Beim Anfahren drängt sich ein „Schrotthändler“ vor uns in die Straße und zockelt im 40km/h-Tempo vor uns her. Der Kontakt zur Gruppe reißt ab. Da unser Navi einen anderen Weg als Stefan’s Navi weist,  fahren wir über Wicko, Choczewo, streifen den Zarnowitzer See, vorbei an Krokowa/Krockow und treffen uns erst nach telefonischer Absprache in Karwia. Wiedervereint geht’s durch Wladyslowowo/Großdorf und über Kuznica  zum Campingplatz Pod Cyprysami in Jastarnia/Heisternest. Wir erkunden den Ort mit seinen schmucken kleinen Fischerhäusern und kommen gerade passend zu einer Marienprozession bei der Dorfkirche an. Eine Besonderheit dieser Kirche ist ihre Kanzel, die die Form eines Bootes auf schwankenden Wellen hat. Der Strand ist nah und so darf zum Sonnenuntergang ein Spaziergang nicht fehlen.

So 14.06.15
Die gesamte Halbinsel Hel  hat eine sehr bewegte, alte Geschichte. Zu fünft geht’s heute mit den Fahrrädern ins 16 km entfernte Hel. Der Radweg führt streckenweise durch militärisches Sperrgebiet. Ein erheblicher Teil des Radwegs verläuft auf sehr welligem, sandigen Terrain durch den Kiefernwald und bringt mich an die Grenze meiner Kondition. Zu unserer Enttäuschung kommen wir dann in einem recht marode anmutenden Plattenbauviertel an. Doch nach einiger Zeit erreichen wir die Fußgängerzone und die hübsche, gepflegte Standpromenade mit ihren kleinen Fischerhäusern am Hafen.

Mo 15.06.15
Und heute auf in Richtung Danzig oder besser gesagt Sopot/Zoppot. Also erst einmal zurück nach Wladislawowo /Großendorf. Wir statten dem Hafen einen kurzen Besuch ab, rollen weiter über die Landstraße Richtung Reda/Rheda und dann auf die E28 nach Sopot/Zoppot. Am Campingplatz angekommen beschließt die Gruppe jedoch lieber den Campingplatz Stogi in Danzig anzufahren. Der Platz liegt nahe der Westerplatte  und so machen wir uns mit den Fahrrädern auf den Weg dorthin. Orte wie dieser berühren mich tief. Ich wünsche mir, dass Europa zu einer vereinten, starken und friedlichen Gemeinschaft zusammen wächst und sich seine bittere Geschichte niemals wiederholt. Rechtschaffend müde beenden wir den Tag im kleinen Restaurant auf dem Campingplatz.

Di 16.06.15
Nun sind wir alle gespannt auf unseren Besuch in Gdansk/Danzig. Mit der Straßenbahn fahren wir bis zum Hauptbahnhof und schlendern mit dem „Besucherstrom“ Richtung Altstadt. Direkt am Eingang zum historischen Centrum warten bereits die kleinen Mini-Elektro-Busse auf Kunden. Um uns einen Gesamtüberblick zu verschaffen, entscheiden wir uns spontan zu einer solchen „Stadtführung“. Eine gute Entscheidung, wie sich sehr schnell herausstellt. Eine freundliche, gut deutsch sprechende, junge Dame chauffiert uns zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt und versorgt uns mit den nötigen Hintergrundinformationen. Gut informiert und ausgestattet mit einem Plan der Altstadt, starteten wir danach zu Fuß unseren Bummel zum weltbekannten Danziger Krantor. Das wir dann auch von oben, aus der Gondel des Riesenrads, bewundern. Natürlich darf auch ein Besuch in der Marienkirche nicht fehlen. Unsere Erwartungen an diese historische Stadt, die so liebevoll und akribisch nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg wieder aufgebaut wurde, wird zu 100 % erfüllt. Noch ganz überwältigt von all den Eindrücken dieses Tages fahren wir mit der Straßenbahn zurück zum Campingplatz.

Mi 17.06.15
Morgens unterhalten wir uns mit Steffen und Conny, Kabinenfahrern, die auch auf dem Platz stehen. Wir kennen uns über das Wohnkabinen-Forum. Unsere Stadtführerin empfahl uns den Besuch Oliwa/Olivas, da dieser Ort im Krieg nur minimal zerstört wurde und so einen authentischen Eindruck biete. Also studieren wir den Fahrplan und fahren mit der Staßenbahn los. Der Weg zur gotischen Kathedrale führt durch einen wunderschönes altes Parkgelände. An der Kathedrale  angekommen, hören wir schon draußen die Orgelmusik. Leise öffnen wir die Tür und lauschen der Musik. Ich traue meinen Augen nicht, aber es ist keine Einbildung, während des Orgelspiels bewegen sich die Figuren der Engel mit Posaunen und Glocken. Wir müssen uns von Oliwa verabschieden, denn Wolfgang hat ein „Date“ mit seiner Tochter Tanja in der Altstadt. Sie ist Flugbegleiterin und hat eine Zwischenübernachtung in Danzig. Zurück in der Altstadt besteigen Dirk und ich den Turm der Marienkirche. Von hier oben hat man einen schönen Überblick über die bunten Straßenzüge und kleinen verwinkelten Gassen. Danach bummeln wir durch die Gassen, lauschen Straßenmusikern im grünen Tor und treffen uns zur Kaffeezeit mit Tanja und dem Rest der Gruppe in einem kleinen gemütlichen Kaffeehaus. Nach dem Abendessen in einem Fischrestaurant, geht’s zurück zum Campingplatz.

Do 18.06.15
Bereits bei unserer Stadtrundfahrt fiel uns am Solidarność-Platz, dem Gelände der früheren Leninwerft, das interessante Gebäude des Europeiskie Centrums Solidarnosci auf. So entscheiden wir uns zu einer Besichtigung des Gebäudes und zu viert besuchen wir das angegliederte Museum. Auf mehreren Etagen wird sehr eindrücklich die Geschichte Polens nach Ende des 1. Weltkriegs bis hin zur Wende dokumentiert, äußerst interessant erklärt und in Nachstellung von Alltagssituationen dargestellt. Die Ausstellung ist eine faszinierende Zeitreise in die schwierige und problematische Historie dieses Teils Europas. In der Altstadt treffen wir uns zu einem Cappuccino, fahren mit der Straßenbahn zurück zum Campingplatz und verlassen Danzig in Richtung Marienburg.

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3278km in 64Std. = Schnitt 51,2km/h  Verbrauch 10,6l/100km

(Danzig ca. 1400km / 10,5l/100km)
Gasverbrauch ca. 5kg

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