Kirgistan 2004: Der ruhige Tag

Ich wache auf und freue mich auf einen ruhigen Tag. Es gibt tatsächlich nur eine einzige Einladung für Abend bei Rahims Bruder im Nachbarhaus 😏. Super, also ein ganz normaler Tag. Das Antibiotikum hat angeschlagen und Dirk’s Wange ist wieder abgeschwollen, dafür klagt er jetzt über Magenprobleme und bleibt erst einmal lieber im Bett. Das ist eine ganz schlimme Prüfung für Ayscha, denn sie  fühlt sich jetzt in der Pflicht Dirk zu verwöhnen. Und womit, natürlich mit etwas essbarem. Aber mein Mann verweigert standhaft sämtliche Speisen, selbst das leckere Fladenbrot, dass extra für ihn besorgt wird. Selbst den schwarzen Tee, der seinen Magen vielleicht helfen würde,  will er nicht. Ich versuche sie auf später zu vertrösten und ihn einfach schlafen zu lassen, was schließlich auch murrend akzeptiert wird. Helene und ich beginnen schon mal ganz gemächlich unsere sieben Sachen zu packen, denn Morgen ist Abflugtag. Unsere Reiseküchenausstattung, Campingtisch, Autoeinrichtung, Stapelkisten, das für eventuelle Autopannen vorgesehene Werkzeug und und und bleiben bei unseren Gastgebern. Auch unsere gutbestückte Reiseapotheke geht, nachdem Helene eine Kurzinfo über Anwendung und Disierung an Ayscha und Suchar gegeben hat, in die treuen Hände von Ayscha. Die wiederum möchte uns am liebsten Unmengen an Leckereien mitgeben. Auch der Hinweis auf limitiertes Fluggepäck kann sie in ihrem Tatendrang kaum stoppen. Mal sind es Melonen, dann wieder ein Glas selbsteingelegte Tomaten, dann Äpfel, oder vielleicht doch lieber das usbekische Fladenbrot, was sie anschleppt. Nur mit viel gutem Zureden kann Alexander sie überzeugen, dass wir all das nicht wirklich mitnehmen können.

Im Laufe des Tages trudeln all unsere Gastgeber der vergangenen Tage ein, um sich von uns zu verabschieden. Jeder hat ein Abschiedsgeschenk bei sich und wir sind nun doch tief beschämt über diese Gastfreundschaft. Diese Geschenke müssen natürlich mit und so machen wir uns schon Gedanken, was die Fluggesellschaft wohl zu unserem Übergewicht sagen wird.

Wir alle sind etwas schwermütig, denn, trotz all der Sprachschwierigkeiten, war während unseres gesamten Aufenthalts die liebevolle Zuwendung und Verbundenheit über alle religiöse und kulturelle Verschiedenheit spürbar. Wir sind so akzeptiert wie wir sind und wurden als Familienmitglieder behandelt. Es ging sogar so weit, dass Rahim seinen Freund Alexander, ganz egal in welchen Haushalt wir gerade aßen, aufforderte ein Tischgebet zu sprechen.

Trotz allem genießen wir diesen letzten Tag, Dirk hat sich auch wieder zu uns gesellt und wir alle lassen die letzten Tage noch einmal Revue passieren. Natürlich wird eine Einladung an unsere Gastgeberin ausgesprochen uns doch im nächsten Jahr in Deutschland zu besuchen. Die Männer denken schon über eine neue LKW-Überführung nach.

Und ganz schnell kommt der Abend und unsere letzte Einladung. Wir haben es heute nicht weit, brauchen nur über den Hof ins Nachbarhaus zu laufen. Dirk bittet, ihn zu entschuldigen, weil sein Magen immer noch rebelliert. Der Hühnerhof in dem gestern noch ein einsames Federvieh lebte, grüßt mit gähnender Leere. Und tatsächlich, es gibt geschmortes Geflügel mit Salzkartoffeln und Gemüse. Das sind nicht die vorgeschriebenen 10 Gerichte, aber wir drei sind für dieses „leichte“ Essen sehr, sehr dankbar. Nach einem gemütlichen Mahl wandern wir zufrieden zurück.

Natürlich versammeln wir uns ein letztes Mal im „Bühnenzimmer“, trinken schwarzen Tee und plaudern noch bis in die Nacht hinein. Den Film über die tatsächliche Hochzeitszeremonie haben wir allerdings nie gesehen.

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