Kirgistan 2004: Die Ankunft

07.10.04 Kaum haben wir kirgisischen Boden betreten, werden wir mit liebevoller und sorgender Gastfreundschaft konfrontiert. Rahim hatte etwas abseits zwei Parkplätze reserviert. Jetzt komme ich mir vor wie im Märchen von Rotkäppchen – allerdings ohne rotes Käppchen und ohne den bösen Wolf 😘 -. Mit einem Korb voller Lebensmittel und einer Thermoskanne mit heißem Wasser für Tee, kommt Rahim um die Ecke.  Für die „Ankunftsparty“ stellen wir unseren Campingtisch im roten Sprinter auf. Der ist ruck zuck übervoll, die 4 Fladenbrote finden schon keinen Platz mehr. Es gibt Tee, verschiedene Sorten Plätzchen, Süßigkeiten, Äpfel, Birnen, Weintrauben – sehr lecker -, Tomaten, und einen Topf Gulasch. Ich frage mich ernsthaft, ob Rahim wohl glaubt, wir hätten auf der ganzen Fahrt gehungert. Bevor ich herzhaft zugreife warnt Helene mich: „Iß nicht so viel, vermutlich wartet in Tokmak noch ein Essen auf uns!“

Gut, das Rahim voll mit dem Bürokram beschäftigt ist, so merkt er nicht, dass wir nur sehr sparsam zugreifen. Nur den leckeren Weintrauben kann ich nicht widerstehen. Alexander und Rahim sind noch eine ganze Weile mit dem Papierkram beschäftigt. Es müssen bereits hier an der Grenze notariell beglaubigte Schriftstücke hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse der zwei Sprinter unterzeichnet und natürlich auch die Zollpapiere erstellt werden …

Nach einer längeren Pause werden die letzten 60 km unter die Räder genommen. Ich kann es noch gar nicht fassen, wir haben die lange Strecke, vor der ich Respekt und  Bammel hatte, wohlbehalten geschafft. Unser erster Eindruck zu den  Straßenverhältnissen in Kirgistan ist erschreckend, bis wir feststellen, das wir uns in einer ellenlangen Baustelle befinden. Irgendwann wird die Straße besser, aber von gut sind wir noch weit entfernt. Dirk, der im Vorfeld laut getönt hatte, er wolle auf keinen Fall unseren Sprinter durch einen fremden Fahrer nach Hause bringen lassen – ein Reiter bringt sein Pferd auch alleine in den Stall – wird dann doch müde und ich fühle mich auch nicht mehr fahrtauglich. Außerdem traue ich der Entfernungsangabe nicht, wir hatten zu viele ungenaue in den letzten Tagen. Und so fährt Alexander unseren weißen Sprinter in seine „Garage mit Kronleuchter“.

23:00 07.10.2004 Ortszeit Großer Bahnhof im Haus unseres Gastgebers, selbst das zweijährige Enkelkind ist noch auf den Füßen. So eine herzliche, freundliche und liebevolle Begrüßung hatte ich nicht erwartet, alle – bis auf die Kleinste, die fremdelt etwas – freuen sich über unsere glückliche Ankunft. Die hauseigene Sauna ist angeheizt. Extra für uns steht ein Tisch mit etwas wackligen Stühlen in der „guten Stube“, der sich förmlich unter der Last  der vorbereiteten Speisen biegt. Bevor wir unser persönliches Gepäck ausladen können, sitzen wir schon am Tisch und testen die dunganische Küche.

Mehr als satt holen wir schnell unser Gepäck und ab geht’s in die hauseigene Sauna. Nein, nicht wie ihr vielleicht denken könntet alle zusammen, sondern zuerst Dirk und ich. Helene und Alexander, tauschen erst einmal die aktuellen Neuigkeiten mit unseren Gastgebern. Ayscha und Helene haben viel über Kinder und Enkelkinder zu plaudern, die Familien sind seit Alexanders und Rahims Militärzeit miteinander befreundet.

Um in die Sauna zu gelangen, müssen wir über den Hof, an Haus, Hühnerstall, Outdoor-Toilette, dem Stall und zwei großen eingemauerten Töpfen mit Holzfeuerung vorbei. Es gibt einen Vorraum zum Umkleiden. „Achtung gefährlich!“ Lanscha, der zweite Sohn unserer Gastgeber, weißt uns fürsorglich auf eine lebensgefährliche Steckdose hin. Im warmen Vorraum gibt es fließendes warmes Wasser. Für jeden von uns gibt es eine große Waschschüssel und zum Abspülen liegt eine Scheppe bereit. Es ist gewöhnungsbedürftig sich mit einer großen Waschschüssel und einer Scheppe zu duschen, aber im Teamwork geht es prima. Nach der doch recht dürftigen Körperpflege in den vergangenen Tagen und bei der empfindlichen Kälte ab Sonnenuntergang, sind wir dankbar über die Wärme in der Sauna und für die Dusche. Die Sauna ist klein und so wie bei uns eingerichtet. Dann noch kurz ins „Herzhäuschen“ = Outdoor-Stehtoilette mit elektrischem Licht.

08.10.04 – 1:00 Rundherum satt, sauber und zufrieden ab ins Bett. Mir ist völlig wurscht und ich habe überhaupt kein schlechtes Gewissen, wem ich das Bett raube. Ich bin unendlich müde und will nur noch schlafen!

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