Kirgistan 2004: Die Einladung bei Djuscha

Und auf zur nächsten, falls ihr mitgezählt habt, dritten warmen Mahlzeit dieses Nachmittags. Ach ja, auf der Fahrt nach Bishkek wurde uns natürlich etwas zu Essen in Form von frischem Fladenbrot, Gebäck und Süßigkeiten angeboten und während des Marktbesuchs gab es Bananen zur Stärkung. Wie war das noch mit Hänsel und Gretel ☺?? Nach all den Förmlichkeiten nun ein sehr ungezwungenem Empfang in Djuschas Haus. Witzig ist, dass im vorigen Haushalt niemand von uns Lust hatte, nach der Toilette zu fragen. So wandern wir jetzt alle, natürlich nacheinander😅 zur Toilette. Inzwischen ist es stockfinster und Dirk drückt mir seine Minitaschenlampe in die Hand mit der Bemerkung, dass wir die unbedingt brauchen. Und so ist es auch, auf der outdoor Toilette gibt es überhaupt kein Licht, auch von Außenbeleuchtung im Hof keine Spur. Dafür aber ein ausgesprochen großes Toilettenloch im Fußboden, durch dass ein kleines Kind mal locker auf nimmer wieder sehen in der Latrine verschwinden könnte. Da ein „Herzhäuschen“, immer über eine Öffnung nach Außen verfügen, konnten Helene und ich uns gegenseitig mit der Minilampe etwas Licht spenden. Was folgte war der perfekte Service. Die älteste Tochter des Hauses stand mit einer Kanne Wasser und einem Handtuch zum Händewaschen bereit.

Trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit wird in diesem Haushalt heute in der s.g. Sommerküche – eine zweite überdachte Küche im Freien – gekocht. Wir sind nicht die einzigen Gäste, sondern ein weiteres befreundetes Ehepaar – sie haben auf dem Markt im Bishkek einen Stand mit Kurzwaren – Djuschas Bruder und Januss, der uns auf unserer Reise durch Russland begleitet hatte, sind ebenfalls eingeladen. Ajupp und die kleine Tochter der Freunde bringen Leben in die „Bude“ 😊. Ohne die Kinder speisen wir hier im „Bühnenzimmer“ an wie zu erwarten reichlich gedeckter Tafel, und wie immer beginnend mit den obligatorischen Süßigkeiten und der Torte vom usbekischen Bäcker. Wie schön, es herrscht eine sehr entspannte, offene, herzliche und freundliche Atmosphäre. Die Freundin des Hauses erzählt mir, dass ihr Geschäft – ebenfalls ein Verkaufscontainer auf dem Markt in Bischkeh – gut läuft. In Bishkek und Umgebung gäbe es viele kleine Schneidereien, die Kleider im Kundenauftrag für Kundinnen aus umliegenden Städten und sogar aus Moskau herstellen. Obwohl wir hier ebenfalls in einem streng moslemischen und traditionell geführtem Haus sind, ist es ein fröhlicher und gelöster Abend, mit viel Gelächter und schrecklich viel zu essen. Die beiden älteren Söhne besuchen neben der öffentlichen Schule die Koranschule und, wenn ich es richtig verstanden habe sind sie dort auch zeitweilig internatsmäßig untergebracht. Heute Abend sind sie jedoch zu Hause und schauen ab und zu herein. Wie in allen Häusern üblich, hilft die älteste Tochter, ca. 12 – 15 Jahre, der Mutter beim Servieren. Die Gastgeberin ißt, nachdem alle Speisen serviert sind, mit uns zusammen und muss nicht in der Küche bei der Arbeit verweilen. In die unbefangene Stimmung hinein erzählt Helene dann eine Kurzfassung von „Hänsel und Gretel“ und unsere „Sorge“ ob der Fingertest noch vor unserem Abflug gemacht wird. Als Dirk dann noch anfügt, dass, zu unserem großen Glück ja immer ein paar Stäbchen bereit liegen, die wir zum Test durchs Gitter reichen können, möchte sich die ganze Gesellschaft am liebsten vor Lachen kugeln. Nach Überreichung eines Abschiedsgeschenks machen wir uns müde und völlig übersättigt auf den Heimweg.

„Zu Hause“ angekommen gibt es für uns Mädels vorsorglich einen Ingwertee und für Alexander einen dreifachen Espresso – Koffeinentzug – 😉. Unsere beiden Männer klagen über Zahnschmerzen, die verordnete Zahnspülung aus Backpulver, Salz und Jod wird hergestellt und in Einsatz gebracht. Dirk traut dem Braten nicht und geht lieber mit 2 Aspirin zu Bett. Ich hoffe für ihn, dass wir den Zahnarztbesuch bis zur Rückkehr nach Deutschland hinauszögern können.

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