Norwegen 2019: Storli – Magalaupet – Dovrefjell – Lillehammer – Hamar

Samstag, 15.06.2019 – 83 km

Storli ist für ich wie ein lebendiges Heimatmuseum. Ein kleines, ruhiges, ursprüngliches Dörfchen am Ende der Fahrstraße in einem lieblichen Tal umgeben von Bergen, deren Spitzen immer noch mit Schnee bedeckt sind. Wir machen uns auf zu einer Wanderung zur Kvannflatloa-Hütte. Laufen erst einmal weit oberhalb der Talstraße Richtung Talausgang und steigen dann durch lichten Birkenwald bergauf. Kleine und größere Bäche müssen überquer werden. Wie auf allen unseren Wanderungen gibt es auch hier Hochmoorstellen – festes Schuhwerk ist angezeigt -. Es ist so still, nur das Zwitschern der Vögel und ab und zu das Blöken der Schafe und das Bellen der Hunde unterbrechen die Ruhe. Frühlingsblüher wie Buschwindröschen sind voll in der Blüte.

Wir rasten an der Kvannflatioa-Hütte und genießen den mitgenommenen Käse und das norwegische Knäckebrot. Zurück im Dorf besichtigen wir das kleine Dorfmuseum, dass einen kleine Einblick in das frühere Leben der Dorfbewohner bietet. Gerne würde ich hier einmal im Winter eine Urlaubswoche mit viel Schnee in Ruhe und Abgeschiedenheit genießen.

Nachmittags fahren wir nach Magalaupet, wo sich die Diva mit ursprünglicher Gewalt seit Jahrtausenden durch eine Engstelle quält. Wir sind nicht allein. Das Schauspiel wird von einem Naturfilmer festgehalten. Ein paar junge Männer schwimmen unterhalb der tosenden Engstelle und dann können wir dabei zusehen, wie ein junger Mann von der Klippe in das tosende und sprudelnde Wasser springt. Wir übernachten auf einem Parkplatz an der E 6 in der Nähe von Kongsvoll.

Sonntag, 16.06.2019 – 97 km
Heute wird nicht rumgetrödelt, wir starten frühzeitig und fahren ein paar Kilometer zurück zum Parkplatz Kongsvoll. Von hier starten wir zu unserer Wanderung ins Dovrefjell und hoffen, ein paar der dort lebenden Moschusochsen zu sehen. Und tatsächlich, kurz nach dem Start sehen wir sehr nah – allerdings hinter einem „Zaun“ – einen prächtigen Moschusochen. Das ist schon ein gewaltiges Tier und ob der Zaun ihn wirklich aufgehalten hätte, wage ich zu bezweifeln.

Wir laufen weiter bergan, die Birkenwälder werden lichter und wir wandern an kleinen Schneefeldern vorbei. Und dann sind wir oberhalb der Baumgrenze. Die Vegetation wird deutlich geringer, Flechten und Mose mit ihren teilweise winzigen Blüten bestimmen das Bild und wir haben einen super Rundblick ins Land hinein. Jedoch, nirgends sind Moschusochsen zu erblicken, so sehr wir auch Ausschau halten. Auf unserem Rückweg – der Himmel hat sich drohend verdunkelt – sehen wir dann zu unserer großen Freude eine kleine Herde mit einem Ochsen und vermutlich zwei Kühen und Kälbern. Bei der majestätischen Größe der Tiere sind wir froh, dass eine erhebliche Distanzstrecke zwischen uns liegt.


Bei unserem Abstieg beginnt es tatsächlich zu regnen. Ich hasse regennasse Abstiege über Geröll! Und zu allem Überfluss kommt uns dann auf dem schmalen Pfad auch noch ein Moschusochse entgegen. Wir schlagen uns seidlich in die Büsche! Es ist allerdings ein sehr „vernünftigen“ Ochse: Er hat die gleiche Idee und weicht in das Gebüsch aus, gibt uns den Weg frei.

Offensichtlich ist er genauso vorsichtig wie wir. Als wir an ihm vorbei sind, atmen wir erleichtert auf. Der Moschusochse hat auf jeden Fall die massigeren und kräftigeren Argumente. Unser Fazit: Einzigartige Landschaft und super Begegnungen mit gewaltigen Tieren.


Wieder bei Bimo angekommen, geht es weiter über die E6 in Richtung Otta. Kurz vor Otta biegen wir ab auf eine Privatstraße (Maut 4 €). In Uladal klettern wir einen streilen Pfad und mehrere Treppen hinauf und besichtigen die weißen Konglomeratsäulen mit den schwarzen Hüten, die „weißen Priester„!

Leider sehen bei unserem Besuch nur noch zwei größere Säulen, anscheinend wurden die übrigen „Priester“ bei den letzten größeren Unwettern zu Tal gespült. Jetzt wissen wir auch, wie der riesige Schuttberg auf unseren Parkplatz kommt!

Wir übernachten ganz alleine mitten auf dem riesigen Parkplatz des Skigebiets von Ronden.

Montag 17.06.2019 125 km

Bei trübem Wetter starten wir zu einer kleinen Wanderung auf den Graho. Die Wolkendecke reißt unterwegs auf und ab und zu schaut auch die Sonne hervor. Von hier oben haben wir einen tollen Blick, auch auf den verschlafenen und total zersiedelten Wander- und Skiort.

Nach unserer Rückkehr zu Bimo, ist die kleine Gaststätten am Parkplatz immer noch geschlossen. So fahren wir zurück nach Otta. Von dort geht es weiter auf der E 6 in Richtung Lillehammer. 

Kurz vor Lillehammer befindet sich das Norsk Vegmuseum. Selbst für mich technisch völlig uninteressierten Menschen ist der Besuch des Museums etwas ganz Besonderes. Neben den vielen historischen, ausrangierten Straßenbaumaschinen gibt es ein kleines historisches Dorf mit einem Kaufladen aus dem 19. Jahrhundert, in dem ein Kaufmann – passend gewandet – uns seine Schätze sehr eindringlich und mit kompetenter Bewerbung zum „Kauf“ anbietet. Es gibt einen weiteren kleinen Kaufladen  – nebst entsprechend gekleideter Verkäuferin in Kittelschürze – aus den 50ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Der Schmied in „Ausbildung“ zeigt uns gerne die Schätze seiner kleinen Schmiede – besonders der Blasebalg weckte Dirks Interesse – und schmiedet für uns einen kleinen Haken. Es gibt eine gut eingerichtet Werkstatt mit Ambos, Drehbank, Bohrmaschine etc, eine Remise mit Kutsche und Stall.

Ein Bus aus den 50zigern fährt uns über das weitläufige Gelände zu einem Tunnel mit visioneller und akustischer Beschallung, in dem uns sehr eindrücklich die Schwierigkeiten des Tunnelbaues und insbesondere des Unterwassertunnelbaus erklärt werden. Auf dem Freigelände finden wir für den Straßenbau notwendige Bau- und Instandhaltungsmaschinen verschiedener Zeitepochen. Alles in allem ein super interessantes Museum und … das alles ohne Eintrittspreis. Alle Mitarbeiter sind aufmerksam, freundlich und beantworten gerne unsere Fragen. 

Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung bis Lillehammer. Wir parken an den Olympiahallen und besichtigen die kleine Stadt.

Übernachtet wird gleich auf dem großen Parkplatz.. 

Dienstag 18.06.2019 76 km

Wir fahren zum Parkplatz oberhalb der Olympiaschanze und spazieren das kleine Stück zur Absprungstelle der „kleinen“ Schanze.

Eine ganze Reihe von Springern ist schon aktiv und so können wir das Übungsgeschehen aus nächster Nähe beobachten. Es ist schon etwas anderes die „Adler der Lüfte“ so nah zu beobachten, als ihnen am Bildschirm zuzusehen.

Unser nächster Zielort sind in Hamar der Domkirkeodden – gläserner Dom – und das Eisenbahnmuseum.

Im Museum rund um die Ruine des früheren Bischofssitzes werden wir von einem freundlichen, mittelalterlich gewandetem Museumsmitarbeiter begrüßt. Der Eintrittspreis für das Museum und den Dom beträgt 16€. Alles ist gut erklärt, die Mitarbeiter sind gerne zur Beantwortung von Fragen bereit und alte und neue Bausubstanz sind äußerst harmonisch miteinander verbunden. Im angrenzenden Park befinden sich noch einige Mittelalterliche Zelte vom letzten historischen Markt.

Weiter geht es in den „gläsernen Dom“. Die Glaskuppel ist über die Ruinen der alten Bischofskirche gespannt. Das Ensemble ist schlicht und eindrucksvoll. Aber der Höhepunkt unserer Besichtigung ist eine kleines „Privatkonzert“ für 5 weitere Dombesucher und uns.

Ton einschalten!!

Zwei mittelalterlich gewandete junge Museumsmitarbeiter singen „a capella“ für uns ein paar mittelalterliche, gregorianische Kirchenlieder. Es ist außergewöhnlich schön, echt toll und anrührend.

Auf dem großen Freigelände direkt am See befindet sich der Außenbereich des Eisenbahnmuseums. Das Museum selbst und die kleinen Bahnhöfe sind geschlossen – wir sind einfach zu früh im Jahr -.

Aber es ist auch so sehr schön völlig ungestört durch das gepflegte Gelände zu spazieren, die alten Bahnhöfe und kleinen Häuser und die Eisenbahnwagons und Lokomotiven anzuschauen.

Wir übernachten im Yachthafen von Hamar. Kurz nachdem wir eingeparkt haben zieht ein Gewitter mit vielen Blitzen und Starkregen auf. Das kann unsere norwegischen Nachbarn nicht beeindrucken: Sie sitzen unter der Markise!