Polen 2015: Marienburg – Elbing – Frauenburg – Allenstein – Nikolaiken – Thorn – Biskupin – Posen – Ostwall

Do 18.06.15 nachmittags
Unser nächstes Wunschziel ist die Malbork/Marienburg. Wir übernachten auf dem Besucherparkplatz in unmittelbarer Nähe der Burg.  Den Spätnachmittag nutzen wir für einen kleinen Erkundungsrundgang um die mittelalterliche Burg, die eigentlich aus drei Schlössern besteht. Am Infoschalter werden wir über die Öffnungszeiten und die Möglichkeit einer geführten Besichtigung aufgeklärt. Die Führung dauert ca 2 – 3 Stunden und wird auf morgen vertagt. Es ist ein wirklich beeindruckendes Gesamtensemble, das trutzig und wehrhaft auf einer kleine Anhöhe den Ort Marienburg und die Nogat überragt. Wir können nur staunen, was Restauratoren und Bauhandwerker hier nach dem 2. Weltkrieg geleistet haben, denn mehr als 60 % der Bausubstanz waren zu Ende des Krieges zerstört oder schwer beschädigt und noch immer läuft die Rekonstruktion. Mit einem kleinen Abendspaziergang in den Ort Malbrok endet unseren Tag.

Fr 19.06.15
Wir starten den Tag mit einer deutschsprachigen, sehr interessanten und lehrreichen Führung durch die Marienburg. Gefüllt mit vielen Informationen über den Deutschen Orden, über die Geschichte der Anlage und vieles, vieles mehr endet die über 2stündige sehr empfehlenswerte Führung. Nach so viel Input brauchen wir jetzt erst einmal eine handfeste Stärkung und so kehren wir in dem urigen Restaurant im Untergeschoss der Burganlage ein.

Jetzt trennen sich für ein paar Stunden unsere Wege, denn wir wollen zu „Haralds Stall“. Das Gut von Harald’s Familie lag in Krasnoleka/Schönwiese und wir kannten es bisher lediglich von vergilbten Familienfotos. Leider steht heute nur noch das immer noch imposante, inzwischen jedoch sehr heruntergekommene Stallgebäude.

Nach unserm kurzen Alleingang treffen wir uns wieder auf dem Campingplatz in Elblag. Da wollen wir draußen kochen und essen und ausgerechnet jetzt muss es in Strömen gießen. Also alles wieder einpacken und schnell zum Essen in die Kabine. Doch dann hat das Wetter ein Einsehen mit uns und wir starten zu einem kurzen Rundgang durch Elbling. Dank Wolfgangs Sprachkenntnissen bekommen wir sogar noch 7 Plätze für die „ausgebuchte“ Nachmittagstour am Samstag auf dem Oberländischen Kanal.

Sa 20.06.15
Mit einem ausgiebigen Rundgang durch Elbing starten wir diesen Tag. Für Dirk und mich darf eine Besteigung des massiven Turmes der Nikolaikirche nicht fehlen. Oben angekommen bietet sich ein schönes Bild über die restaurierte Altstadt (kriegsbedingte Zerstörung ca. 70%) Hier wurde nicht 1:1 rekonstruiert, sondern die Stadtplaner verfolgten  ein gewagtes, modernes Konzept. Beim Wiederaufbau waren nur der Grundriss und der Charakter der alten Bauten zwingend vorgegeben. Und so finden wir hier äußerst gelungen rekonstruierte und moderne Gebäude harmonisch nebeneinander.

Noch eine Stärkung und dann geht’s per Bustransfer zum Oberländischen Kanal. Fünf Mal können wir uns das Schauspiel an den „Schiefen Ebenen“ vom Schiff aus ansehen. Um den Höhenunterschied von insgesamt 100m zu überwinden, schwimmen die Boote auf einen Wagen, werden auf Schienen über Land gezogen, um etwas tiefer wieder zu Wasser gelassen zu werden. Wir haben trockenes, sonniges Wetter und können die Manöver vom Oberdeck aus beobachten. Am Ufer sehen wir diverse Stellmöglichkeiten für kleine Wohnmobile und etwas Neid kommt in Dirk und mir auf, denn unser kleines Bimo würde prima dort hin passen. Denn die technischen Vorrichtungen und die „Überlandfahrt der Schiffe“ können sehr gut von Land aus beobachtet werden. Zum Abschluss der 3-stündigen Schifffahrt geht es über einen schilf- und röhrichbewachsenen See, der Teil des Reservats Jezioro Druzno ist. Hier können wir ganz nah, sehr zur Freude von Wolfgang, unzählige Wasservögel beobachten.

So 21.06.15
Durch strömenden Regen fahren Dirk und ich nach Fromborg/Frauenburg am „Frischen Haff“. Wieder eine historische Stadt, deren ersten Erwähnung aus dem 12. Jahrhundert stammt. Wir parken in der Nähe des kleinen beschaulichen Hafens, direkt unterhalb des Kathedralenhügels. Der Regen hat nachgelassen und so geht’s die kleine Anhöhe hinauf zur Wehranlage, die den Frauenburger Dom umgibt. Berühmtester Domherr war im 15. Jahrhundert Nikolaus Kopernikus. Natürlich dürfen ein Besuch des nach ihm benannte Museums, sowie die obligatorische Turmbesteigung nicht fehlen. Aber besonders hier, beim Blick über das malerisch vor uns liegende Haff, wird uns schmerzlich das Leid der über 400.000 ostpreußischen Flüchtlinge bewußt, deren einziger Fluchtweg gegen Ende des Krieges das zugefrorene Haff war. Mit unseren Gedanken bei vielen Tausenden, die im Haff ihr Leben verloren haben, machen wir uns über kleine Nebenstraßen auf den Weg nach Allenstein/Olsztyn. Wir fahren über schmale, oft nur halbseitig geteerte Straßen durch malerische kleine Dörfer. Alles erinnerte uns an „Jauche und Levkojen„. Viele Storchennester säumen unseren Weg, in denen reges Aufzucht Treiben herrscht.
Der Übernachtungsplatz für heute liegt direkt am Ukielsee unterhalb des Hotels Pirat. Bei schönem Wetter unternehmen wir noch eine kurze Radtour zur gegenüberliegenden Seeseite.

Mo 22.06.15
Wir starten das Tagesprogramm mit einem Bummel durch Allenstein, einer alt-ehrwürdige Stadt, deren Stadtgeschichte bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Schlendern durch die Altstadt, vorbei an hübschen Bürgerhäusern und imposanten Gebäuden in Backsteingotik und „erklimmen“ die kleine Anhöhe mit Burg und St. Jacobi Kirche.
Unser heutiges Tagesziel ist Mikolajki/Nikolaiken. Wolfgang hat die Adresse eines zur Zeit in Haus Rhade lebenden Polen: „Ihr könnt alle in meinem Garten campen.“ Über enge Straßen kommen wir bei der Adresse an und erkennen sofort, dass das nicht funktioniert. Wolfgang spricht eine Weile mit der Frau und dann geht’s auf den Campingplatz Wagabundo oberhalb Nikoleiken. Bei trüben, regnerischem Wetter starten wir zu unserem ersten Stadtbesuch mit kurzem Bummel über die Strandpromenade. Nach einem guten Abendessen wandern wir gestärkt zurück zum Campingplatz.

Di 23.06.15
Zu fünft schwingen wir uns auf die Räder und planen eine kurze Tour am See entlang. Also erst einmal runter in den Ort, weiter über die Seepromenade, über einen schmalen Pfad am See entlang und dann geht nichts mehr. Also schieben wir unsere Räder die Uferböschung hinauf und fahren auf einer kleinen Landstraße abseits des Ufers weiter. Am Weg liegt ein toller Stellplatz in ruhiger Lage, mit einem schönem Blick über den See und eigenem Bootssteg. Leider hat das Gelände leichtes Gefälle zum Ufer und so ist es für größere Womo’s nicht optimal. Zurück in Nikolaiken  treffen wir auf die „Daheimgebliebenen“ und bummeln gemeinsam durch die Stadt. Wir beenden den Tag in einem gemütlichen Restaurant an der Seepromenade.

Mi 24.06.15
Die Wetterprognose für heute ist schlecht, ab Mittag soll es wieder regnen. Dabei haben wir uns so auf einen Segeltörn mit Stephan als Skipper auf dem Nebenarm des Spirdingsee gefreut. Doch wir setzen auf Glück und  mieten ein Segelboot. Mit einer Fünfer-Crew takeln wir in der geschützten Hafenmole auf. Aber beim Ablegeversuch bereitet uns der aufkommende Wind erhebliche Schwierigkeiten, wir werden immer wieder zurückgedrückt. Wir gewinnen 😀, setzten die Segel und los geht’s. Windig und böig ist’s, kalt ist’s, lustig ist’s, schön ist’s, danke Stephan. Bei unserer Rückkehr erzählten die beiden „Landratten“, dass die mit uns auftakelnde Crew aufgegeben hat, nachdem der „Kapitän“ einen Spagat zwischen Boot und Steg machte und ins Wasser fiel.
Wir nehmen Abschied von Nikolaiken und fahren durch die Masuren, die sich heute in einer besonders eindrucksvollem Gewitterstimmung zeigt, zum Campingplatz in Torun/Thorn. Der Platz liegt am linken Weichselufer und ist durch ein sumpfiges Waldgelände vom Fluss getrennt. Ein kleiner Abendspaziergang beendet den Tag.

Do 25.06.15
Gemeinsam starten wir über die lange Weichselbrücke zum Besuch von Thorn. Wie Frauenburg wird die Stadtgründung von Thorn ins 12. Jahrhundert datiert. Die Altstadt gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Backsteingotik, prachtvolle Bürgerhäuser, ehrwürdige Kirchen und das Rathaus mit seinem massiven Turm prägen das Stadtbild. Es ist selbstverständlich, dass wir auch hier den Rathausturm erklimmen. Und weiter geht’s in die Hauptkirchen der Altstadt und selbstverständlich liegen auch die Reste der Ordensburg auf unserem Besichtigungsweg. Auch für einen kleinen Bummel entlang der Weichsel, eine Kaffeepause in einem der vielen Straßencafes und das Abendessen in einem kleinen Restaurant bleiben ausreichend Zeit. Zurück am Stellplatz unternehmen Dirk und ich noch einen Abendspaziergang zum Weichselufer. Dort gibt es eine kleine Aussichtsrampe, von der sich uns ein schöner Blick auf die hell erleuchtete Altstadt von Thorn bietet. Als wir zurückkommen besucht gerade ein Wildschwein unsern Stellplatz.

Fr 26.06.15
Der Zielort für heute ist Posen/Potznan. Wolfgang, Dirk und ich starten zu einen Abstecher ins Freilichtmuseum Biskupin. Bei sonnigem Wetter schlendern wir durch den weitläufigen, gut gestalten archäologische Museumspark.

Nach diesem Zwischenstopp geht’s weiter auf einen Parkplatz am Jezioro Maltańskie/Maltasee in Potznan/Posen. Mit der Straßenbahn fahren wir in die Innenstadt. Auch hier begeistert uns die schöne, quirlige Altstadt mit ihrer einladenden Straßengastronomie. Und wie für uns bestellt findet vor dem Rathaus ein Open-Air-Konzert statt. Nach einem Bummel durch die engen Straßenzüge und zum Posener Königsschloss kehren wir in einem Lokal am alten Markt zum Abendessen ein. Mit der Straßenbahn geht’s zurück zum Maltasee. Ein kurzer Gang zum Seeufer mit Blick auf das beleuchtete andere Ufer beendet unseren Tag.

Sa 27.06.15
Heute nehmen wir Abschied von den Halveranern, die nun auf direktem Weg Richtung Heimat fahren. Wir nutzen das gute Wetter für eine Fahrradtour rund um den Maltasee und besichtigen unterwegs den Posener Dom.
Nach einem Tipp in dem Reiseführer fahren wir zum Ostwall in Boryszyn/Burschen. Die letzten Kilometer bis zum Stellplatz legen wir auf einer schmalen Rüttelpiste (grobes Kopfsteinpflaster) zurück, die der Reiseführer etwas gehäßig als „Teststrecke für Wohnmobile“ bezeichnet.Hier befinden sich der Einstieg in den Ostwall. Nachdem die letzten Besucher gegangen sind bleiben 2 PKW’s und wir über Nacht. Der Parkplatz liegt einsam und idyllisch auf einem Wiesengelände am Waldrand.

So 28.06.15
Gestern erhielten wir die Info, dass heute lediglich eine Führung auf polnisch geführt wird. Wir folgen dem „Führer“ in ein winziges Teilstück des Ostwalls. In diesem unterirdischen System befinden sich Bahnhöfe, Werkstätten, Maschinenräume und Kasernen. Die Gedanken an das Zurückliegende sind beängstigend und beklemmend und wir können nur hoffen und beten, dass sich dieser Wahnsinn niemals wiederholt. Nachdenklich kehren wir zurück auf die E30, tanken noch mit den letzen Zloty und fahren über die polnisch-deutsche Grenze.

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