Kirgistan 2004: Der Ausflug zum Issyk-Kul, Tag 2

Wie üblich erwachen wir sehr früh und ich überrede Dirk zu einem Spaziergang zum See. Leider ist es heute morgen bewölkt und wir können keinen romantischen Sonnenaufgang erleben. Nur ein Sprengwagen, der die Wege reinigt, begnet uns. Es ist schön hier, die Ruhe, der See, die bunt gefärbten Bäume und die zum Greifen nahen hohen schneebedeckten Berge.

Das Frühstück ist für 9 Uhr angesetzt und tatsächlich ist die gesamte Korona auch pünktlich auf den Beinen. Ich hoffe vergeblich auf ein continentales Frühstück, werde aber beim 2. Gang, Bratfisch – frisch und lecker – mit Kartoffelpüree und einem ordentlichen Stich Butter, eines besseren belehrt. Alexanders Zahnschmerzen haben sich deutlich verschlimmert und so besuchen er und Rahim die hoteleigene Zahnärztin. Ach ja, ich hatte bisher noch nicht berichtet, dass neben dem normalen Hotelangebot, wie Schwimmbad und Massageabteilung, das Haus auch über eigene Ärzte verfügt. Bei Alexander wird die Vereiterung eines Zahns im Unterkiefer diagnostiziert. Die Diagnose war nicht sehr schwierig, denn die „dicke Backe“ ist nicht zu übersehen. Der Zahn wird geöffnet und Spülungen mit Salz, Backpulver und Soda verordnet. Zur Einnahme des mitgebrachten Antibiotikums wird weder geraten noch grundsätzlich abgeraten. Nach dem „Eingriff“ folgt nun ein Familienausflug, mit den inzwischen völlig „aufgedrehten“ aber lieben Kindern, durch das weitläufige Parkgelände.

Der Spielplatz ist die Attraktion und nach intensiver Inspektion werden besonders die Schaukeln und Rutschen mit Beschlag belegt. Ich rate dem Opa Rahim für seine beiden Enkelinnen eine Schaukel im Hof zu installieren. Auch die beiden Frauen tauen auf und sitzen vergnügt zusammen mit Helene auf einer Hollywoodschaukeln, während sich Rahim an der Blütenpracht nicht satt sehen kann. Um ihm eine Freude zu machen sammele ich etwas reifen Tagetessamen. Es führt dazu, dass nun auch die beiden Frauen eifrig Blumensamen für das nächste Frühjahr sammeln. Unser Weg endet am Seeufer. Anfangs schlendern wir noch ganz gesittet am langen Sandstrand entlang, aber schon bald läuft Djuscha mit bloßen Füßen durchs Wasser. Helene und ich bemühen uns für die Kinder eine kleine Sandburg zu bauen, was nicht ordentlich gelingt. Denn der Sand ist zu grobkörnig und es fehlt das notwendige „schwere Gerät, wie Schäufelchen, Eimer und Sieb“. Erfolg haben wir dennoch, die Kinder erkennen wie viel Spaß es macht mit Sand und Wasser spielen. Selbst  Djuscha wirft seine männliche Würde über Bord und bemüht sich für seinen Sohn einen kleinen See aufzustauen. Auch er scheitert am „schlechten“ Material. Die beiden Frauen sind für unsere Kinderreien nicht zu begeistern, genießen lieber die Freizeit.
Helene erzählt mir, dass sie in ihrer Jugend zusammen mit Gleichalterigen jedes Frühjahr zur Renovierung dieses Komplexes abgeordert wurde. Zu ihren Aufgaben gehörte es auch, das Pier vom Boot aus anstreichen, wobei jeweils drei Personen in einem Boot saßen. Rotierend war einer für die Befestigung des Bootes zuständig, einer stand und strich den oberen Teil der Säulen und einer musste den unteren Teil streichen. Helen war selber einmal dabei, als es zu einem Unfall kam. Die Hände des Sichernden waren nass, er konnte das Boot nicht halten, das Boot trieb ab und das stehende Mädchen fiel ins eiskalte Wasser. Sie konnte von den herbeigeeilten Männern noch früh genug aus dem Wasser gezogen werden und  unter Einsatz von „hoch geistlichen Getränken“ wieder auf Normaltemperatur gebrachte werden.
Vor der Heimfahrt möchte sich Alexander gerne kurz aufs Ohr legen, diese Idee wird von den beiden Dunganen gerne angenommen und so wird eine allgemeine Siesta eingeläutet. Djuschas Frau, Ayscha, die Kinder, Dirk und ich nutzen derweil die Zeit für einen ausgiebigen Besuch des großen Spielplatzes. Mittlerweilen haben nicht nur die Kinder Freude am Schaukeln. Leider war ich in der Vergangenheit zu faul etwas russisch zu lernen und so klappt die Kommunikation nur über Zeichensprache.
Abschluss unseres Hotelbesuchs mit offiziellem Mittagstisch der gesamten Ausflugsgesellschaft. Djuscha und seine Frau verweigern weiterhin standhaft das angebotene Fleisch. Ich genieße inzwischen die dunganische Sitte zu jeder Mahlzeit Tee gereicht zu bekommen. Leider wird er hier zu dem üblichen, sehr fetten Essen nicht serviert. Nach dem bisher ruhigen und beschaulichen Tag folgt ein recht abrupter Aufbruch. Für uns steht noch der Besuch eines früheren Freund von Alexander auf dem Tagesprogramm.

Unterwegs wird an einem der vielen Straßenverkaufsständen noch schnell frisch geräucherter Fisch gekauft und ohne Zwischenstopp geht’s zurück nach Tokmak..
Unsere Fahrt geht an vielen großen offensichtlich ungenutzten und dem Verfall preisgegebenen Industrieanlagen vorbei. Auf unsere Frage, was passiert sei meint Helene trocken: „Die sind einfach stehen geblieben“.

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